Die wichtigsten Ressource, die wir als deutsche Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb haben, liegt nicht im Boden vergraben, sondern wächst zwischen unseren Ohren. Wir sind mehr als andere Nationen darauf angewiesen, in die richtigen Fähigkeiten und damit in unsere Bildung zu investieren. Dazu zählt insbesondere auch unsere Fähigkeit, mit #KI als transformative Schlüsseltechnologie klug zusammenzuarbeiten.
Wo stehen wir in Deutschland mit unserer KI-Kompetenz?
Exakt 670 Tage sind seit dem Urknall von ChatGPT und dem Einzug von generativer künstlicher Intelligenz in unseren Lebensalltag vergangen. Und immer noch sind viele Menschen bis heute nicht über den „funny use of AI“ hinausgekommen. Gleiches gilt für viele Unternehmen, die immer noch in explorativen „Sandbox“-Projekten ihre Mitarbeiter mit KI herumspielen lassen, aber noch weit davon entfernt sind, spürbare Leistungs- und Effizienzsteigerungen durch #KI zu erzielen. Wettbewerbsrelevant allerdings ist der „transformational use of AI“ und damit die Möglichkeit, #KI als positiven „Game Changer“ in der Arbeitswelt zu nutzen, indem wir unsere Arbeitsweisen substantiell zum Besseren zu transformieren.
Wie sieht der „transformational use of AI“ im Arbeitsalltag aus?
Zwei konkrete Beispiele für den „transformational use of AI“:
- Ich saß vor ein paar Tagen in einem Video-Meeting für eine große internationale Tech-Konferenz. Über das KI-Tool Otter.ai wurden allen Beteiligten Sekunden nach Ende des Calls nicht nur das vollständige Protokoll, sondern auch die individuellen To-Dos zur Verfügung gestellt. Qualität des Protokolls und der individualisierten To-Do-Liste war ausgezeichnet, die Effizienz des Prozesses unschlagbar. (Ich kenne keinen Menschen, der gerne Protokoll schreibt)
- Gestern sagte mir ein eng befreundeter Medizinprofessor, dass er am Montag einen Vortrag über „Medizinrecht und ärztliche Schweigepflicht“ halten müsse und keine Lust verspüre, am Wochenende für mehrere Stunden an diesem Vortrag zu arbeiten. (Ich kenne keinen Menschen, der an einem sonnigen Wochenende gerne an Powerpointfolien herumfrickelt.) Ich stellte ihm daraufhin das KI-Tool Gamma.app vor, mit dem er innerhalb weniger Minuten mit den richtigen Prompts nicht nur eine inhaltlich durchaus brauchbare, sondern auch eine graphisch professionell aufbereitete Präsentation zu seinem Vortragsthema erstellt bekam. Sicherlich nicht die 100%-Lösung für einen wissenschaftlichen Vortrag, aber mit 80% eine gute Ausgangsbasis und wesentliche Zeitersparnis in der Vorbereitung.
Dies sind nur zwei Beispiele für eine grundsätzliche Transformation, wie wir gegenwärtig und zukünftig arbeiten werden. Der CEO von einem DAX-Unternehmen, mit dem ich neulich zusammenarbeitete, sagte mir, dass in seinem Konzern ab 1.1.2025 der Einsatz von KI zum gelebten „new normal“ in allen Unternehmensfunktionen werden wird.
KI-Kompetenz zahlt sich also im Alltag aus, wenn man die persönliche Eingangshürde überwindet und konsequent erlernt, wie man mit Hilfe von KI seine Arbeitsweisen substantiell transformieren kann. Dies führt mich zum Schwerpunkthema dieses Newsletters: Was eigentlich bedeutet KI-Kompetenz konkret?
Eines vorweg: Das Erlernen von KI-Kompetenz ist keine Rocket Science und steht damit nicht nur IT-affinen Menschen offen. Vielmehr basieren die auf Skalierung ausgerichteten Geschäftsmodelle der großen KI-Anbieter ja darauf, möglichst viele Anwender anzusprechen, was „User Friendliness“ und geringe qualifikatorische Eingangshürden voraussetzt.
Dennoch ist zu beachten, dass KI-Kompetenz weitaus mehr ist als nur einfache Tool-Kompetenz. Um sicher, verantwortungsvoll und effektiv mit KI zusammen zu arbeiten, sollte man in folgende Qualifikationsbereiche investieren:
- Grundverständnis von KI: Damit ist die Kenntnis der Grundprinzipien, Funktionsweisen, aber auch der Limitationen von KI-Systemen gemeint.
- Datenkompetenz: Dies umfasst das grundlegende Verständnis von Datenanalyse und -interpretation, für den Wert von Daten sowie Bewusstsein für Datenschutz und -sicherheit.
- Toolkompetenz: Dies umfasst das Wissen über die relevanten KI-Tools für den persönlichen Aufgabenbereich und wie man sie sicher und effektiv nutzen kann.
- Rollenbewusstsein: Damit ist das Verständnis für die eigene menschliche Rolle und seine eigene Verantwortung in der Zusammenarbeit mit KI gemeint.
- Kritisches Denken und Bewertungsfähigkeit: Dies umfasst die Fähigkeit, die Ergebnisse und Vorschläge von KI kritisch zu hinterfragen.
- Ethisches Bewusstsein: Damit ist das Verständnis für die ethischen Implikationen des KI-Einsatzes gemeint.
- Adaptionsfähigkeit: Dies umfasst die Fähigkeit, sich fortlaufend an die dynamische Grenze der Aufgabenverteilung zwischen Mensch und KI anzupassen.
- Anschlussfähigkeit: Damit ist die Fähigkeit gemeint, fachliche Expertise mit KI-Kompetenz zu verknüpfen und Mehrwert in konkreten Anwendungsbereichen zu schaffen.
Und selbstverständlich bleiben Sozialkompetenzen in der Arbeitswelt wichtig, die durch KI-Kompetenz kaum zu ersetzen sind.
Fazit: Der Erwerb von KI-Toolkompetenz lohnt sich
„The price of anything is the amount of life you exchange for it.“ (Henry David Thoreau)
Unternehmen, die KI auf Basis einer holistisch durchdachten KI-Strategie einsetzen, werden einen klaren Wettbewerbsvorteil haben.
Was ich persönlich an meiner eigenen KI-Kompetenz schätze, ist nicht nur die deutlich effizientere Arbeitsweise, sondern die nun mögliche Reallokation meiner zeitlichen Ressourcen zu Aufgaben, Tätigkeiten und Menschen, die mir wichtig sind. Ich habe damit mehr Zeit für das, was mir wirklich wichtig ist. Und das ist für mich persönlich das überzeugendste Argument, warum es sich lohnt, jede Woche meine persönliche KI-Kompetenz zu steigern.