Am vergangenen Wochenende haben wir zuhause in großer Runde meinen Geburtstag gefeiert. Da wir in dieser Runde jedes Jahr zusammen kommen, haben wir reflektiert, was wir in diesem Jahr anders gemacht haben als gerade einmal zwölf Monate zuvor.
Künstliche Intelligenz ist nicht nur in unseren beruflichen, sondern auch in unseren privaten Lebensalltag mit neuen Funktionalitäten eingezogen.
Co-Creation zwischen Mensch und Maschine
Für die Party haben wir erstmalig keinen menschlichen, sondern einen KI-basierten Weinsommelier konsultiert, der uns für die einzelnen Gänge den passenden Wein empfohlen hat. Die Vorschläge unseres virtuellen Sommeliers haben wir angereichert um unsere menschliche Expertise, Intuition und Vorlieben. Erstmalig haben wir in diesem Jahr auch zu eigenen KI-basierten Songs getanzt, die wir selber mit Hilfe von KI komponiert haben. Zusätzlich zu handgeschriebenen Geburtstagskarten habe ich in diesem Jahr auch die ersten hybrid komponierten Songs, die in der Zusammenarbeit von Freunden mit ihren KI-Assistenten entstanden sind, geschenkt bekommen, wobei die eigentliche Wertschätzung in den selbst geschriebenen Lyrics und nicht in der KI-produzierten Musik liegt. Und mit meinen Kindern habe ich die ersten KI-basierten Kurzfilme produziert, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, dass sie nicht nur digitale Konsumentinnen, sondern auch digitale Gestalterinnen sind und mit ihrer menschlichen Kreativität und der KI eine leistungsstarke Co-Creation eingehen können, mit der sie coole Aufgaben erledigen können.
Auch beruflich hat sich im letzten Lebensjahr durch die neuen Möglichkeiten von KI einiges verändert.
- Meine Präsentationen, die ich für meine Vorlesungen und Vorträge benötige, erstelle ich nicht mehr länger mit Powerpoint, sondern mit Gamma und Canva, was zu einer völlig neuen Darstellungsqualität und deutlich schnelleren professionellen Erstellung der Unterlagen führt.
- Für die Übersetzungen meiner Emails und Publikationen möchte ich nicht mehr auf meinen KI-Übersetzer DeepL verzichten.
- Ich nutze Chatbots wie Gemini, Perplexity und ChatGPT und habe die „Google-Suche“ im herkömmlichen Sinne eingestellt, da für mich Informationssuche nicht mehr bedeutet, eine Auflistung an (teils gesponsorten Links) zu erhalten, sondern differenzierte Antworten auf meine gesetzten Prompts.
- Besonders effektiv sind für mich die neuen Funktionalitäten des Google-Tools NotebookLM. Wenn ich bspw. einen langen Handelsblatt-Artikel oder neue Studien lesen und diese um weitere inhaltliche Quellen anreichern möchte, stelle ich mir ein „digitales Notizbuch“ aus diesen unterschiedlichen Publikationen zusammen. Diese umfassen dann oft mehrere hundert Seiten, für die ich nicht die Zeit habe, diese alle zu lesen. Über NotebookLM lasse ich mir dann aus diesen Quellen ein rollenspezifisches „Executive Summary“ erstellen und dann die Ergebnisse als Podcast zusammenfassen. Wenn ich dann Pendelzeit habe oder beim Sport bin, höre ich mir diese Zusammenfassungen an, die nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam zusammengefasst sind. Noch nie habe ich mehr prägnante Informationen konsumiert wie in diesem Jahr. Diese Möglichkeit der effizienten Wissensaufnahme passt gut in eine Zeit, in der sich die technologischen Entwicklungen schneller vollziehen als die meisten von uns lernen können.
Was bei all diesen Fortschritten aber bislang noch fehlt, ist, dass die oben genannten KI-Tools in den meisten Unternehmen (noch) nicht freigegeben sind. Die „private Nutzung“ dieser Tools ist möglich, jedoch nicht die betriebliche. Mitarbeiter, „who bring their own AI to the office“, stellen ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko für Unternehmen dar.
Unternehmen sind gut beraten, zum einen ihre Belegschaften dafür zu sensibilisieren, welche AI Tools für welche Zwecke genutzt werden können und welche nicht (KI-Richtlinien). Zum anderen sollten Unternehmen möglichst rasch leistungsstarke und passende KI-Systeme in den unterschiedlichen Anwendungsbereichen einführen, um die Potenziale nutzen und skalieren zu können. Hier gibt es in 2025 noch sehr viel zu tun.
An den Hochschulen wird derzeit die erste Generation an AI Natives ausgebildet. Meine eigenen Studierenden qualifiziere ich dafür, effektiv, effizient und datensensitiv mit verschiedenen KI-Tools zu arbeiten. Damit kommt in naher Zukunft neues Potenzial an KI-Kompetenz in die Unternehmen. Es wächst aber auch der Transformationsdruck auf Arbeitgeber, KI als „Cobots“ in die Arbeitsprozesse zu integrieren, um gerade die Talente anzuziehen, die technologische Fähigkeiten beherrschen und auch anwenden wollen.
Neuer KI-generierter Podcast zu KI
Oft wurde mir in letzter Zeit die Frage gestellt, „wie man bei der großen Veränderungsgeschwindigkeit und immer neuen Entwicklungen im Bereich KI am Ball bleiben kann, nebst einem vollen Terminkalender und Tagesgeschäft.“
Um dies zu erleichtern, habe ich vor zwei Wochen den KI-Podcast „Future of Work, Future Skills and AI“ gelauncht, der ab sofort auf Spotify und allen anderen relevanten Plattformen zur Verfügung steht. Dieser Podcast bietet zweimal wöchentlich sorgfältig von mir kuratierte ca. 15minütige „Wissenshäppchen„, wie KI unsere Arbeit verändert und wie wir KI nutzen können, um besser als bislang zu arbeiten.
Das besondere an dem Podcast: Er ist KI generiert. Zwei KI-Charaktere unterhalten sich über meine Publikationen und die relevanten Handlungsempfehlungen daraus. Der Inhalt ist leicht verständlich und praxisnah. Zielgruppe sind Berufstätige, die sich fortlaufend im Bereich „Future of Work with AI“ weiterbilden und am Ball bleiben möchten. Der Podcast ist englisch-sprachig, da er international zum fortlaufenden „Upskilling in AI“ beitragen soll.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr in den Podcast hineinhört und ihn abonniert, wenn er Euch gefällt. Den Link hierzu poste ich ins Kommentarfeld.
Nicht alles wird anders
Auf einer meiner Geburtstagskarten stand:
„Youth is not a period of life. It’s a state of the spirit.“
Wenn das stimmen sollte, habe ich (vorerst) keine Angst vor dem Älterwerden und bin gespannt darauf, was wir im kommenden Jahr an meinem Geburtstag für Entwicklungen vollzogen haben werden.
Allerdings bin ich mir auch sicher, dass sich eines auch in Zukunft nicht ändern wird: Nämlich, dass tiefe und aufrichtige zwischenmenschliche Beziehungen das Wertvollste sind, was wir uns selber schenken und geschenkt bekommen können. Unsere Lebensqualität steht und fällt mit der Qualität unserer Beziehungen zu den Menschen, die uns am nächsten stehen.
Insofern wünsche ich mir, dass wir auch an meinem nächsten Geburtstag genau das machen werden, was wir in diesem Jahr gemacht haben: Uns einander die Zeit zu schenken, füreinander da zu sein und miteinander zu feiern.
Daran ändert auch Technologie nichts und ich bin sehr froh darüber.