Zum Jahresstart durfte ich Sam Altmann, dem CEO von OpenAI zuhören, der sagte, dass wir derzeit einen „historischen Moment in der Menschheitsgeschichte“ erleben, in welchem wir Menschen den Übergang erleben, als klügste Spezies auf dieser Welt abgelöst zu werden von einer neuen Spezies in der Arbeitswelt namens KI.
Dieser Mann muss das qua seiner Rolle bei OpenAI so zugespitzt sagen. Zu erwarten ist aber, dass die Arbeitswelt der Zukunft nicht von künstlicher Intelligenz alleine dominiert werden wird, sondern von denjenigen Menschen, die es schaffen, durch eine komplementäre Zusammenführung ihrer humanen Intelligenz mit der künstlichen Intelligenz eine leistungsstarke Co-Intelligence zu formen. Diese Menschen werden es sein, die in der Arbeitswelt der Zukunft den Ton und den Takt vorgeben werden.
Jetzt ist sicherlich der falsche Zeitpunkt, um zu pennen. Oder anders gedrückt: Noch nie war es spannender und relevanter, die Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz zu erlernen. Ab Sommer diesen Jahres nehme ich mir daher ein 8-monatiges Forschungssabbatical und freue mich jetzt schon, die Entwicklung und Potenziale einer solchen Co-Intelligence zwischen humaner und künstlicher Intelligenz in verschiedenen Anwendungsfeldern zu erforschen. Ich freue mich, noch tiefer in die derzeit führenden KI-Ökosysteme von Microsoft und Google einzutauchen und bin mir sicher, dass ich am Ende von 2025 signifikante Steigerungen meiner persönlichen Produktivität, Kreativität und Problemlösungskompetenz erreicht haben werde. Ich werde berichten.
Die heutige Newsletter-Ausgabe ist damit zusammenhängend der Frage gewidmet, was essentielle Fähigkeiten für 2025 sind, die wir in der Gegenwart benötigen und heute schon für morgen stärken sollten, um gezielt jene Teile unserer humanen Intelligenz zu fördern, die wir als Komplementärfähigkeiten für den Aufbau einer leistungsfähigen Co-Intelligence benötigen.
Was also sind die branchen- und funktionsübergreifende Fähigkeiten, die für uns alle in 2025 von Bedeutung sind, unabhängig davon, ob wir Ärzte, Lehrer, Journalisten, Personaler, Controller, Entwickler, Handwerker, Mitarbeiter oder Führungskräfte sind?
Hier mein persönlicher Vorschlag in verschiedenen Kategorien, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Managing Yourself
- Fähigkeit, zu lernen und Überholtes zu verlernen; das ist die „übergreifende Superkompetenz„ unserer Zeit
- Persönliche Resilienz
- Fähigkeit, wertebasiert, verantwortungsvoll und ethisch zu agieren
- Fähigkeit, kritisch zu denken
- Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbsttransformation
- Fähigkeit, Empathie für sich selbst zu empfinden
- Offenheit und Neugier
- „Grit„: Positive Sturheit bei der Zielerreichung
Managing Cooperation with other Humans
9. Fähigkeit, Empathie für andere zu empfinden
10. Fähigkeit, mit diversen Menschen zu kooperieren
11. Kommunikationsstärke mit Fingerspitzengefühl, kontextualem Gespür und Wertschätzung
12. Fähigkeit, tiefe und tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen
13. Fähigkeit, „magic moments between humans“ zu schaffen
14. Fähigkeit, Unterstützungsbedarf durch andere zu erkennen und diese einzuholen
Managing Cooperation with Technology
15. Grundlegendes Verständnis relevanter Technologien wie KI (Funktionsweisen, Potenziale, Risiken)
16. Tool-Kompetenz: Fähigkeit, relevante Tools sicher und effektiv anwenden zu können
17. Rollenverständnis: Verständnis für die eigene menschliche Rolle und Verantwortung in Zusammenarbeit mit Technologie
18. Anschlussfähigkeit: Fähigkeit, fachliche Expertise mit Technologie-Kompetenz zu verknüpfen und dadurch Mehrwert in konkreten Anwendungen zu schaffen
19. Fähigkeit zum gesunden, ausbalanciertem Umgang mit Technologien
Managing Business
20. Datenkompetenz: Grundlegendes Verständnis für Datenanalyse, für den Wert von Daten sowie Bewusstsein für Datenschutz und Datensicherheit
21. Fähigkeit, Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen
22. Fähigkeit zum Umgang mit Multirationalität
23. Fähigkeit, organisationale Resilienz aufzubauen
24. Fähigkeit, strategisch und out-of-the-box zu denken
25. Verlustkompetenz: Fähigkeit, das Gute und Gewohnte aufzugeben, um das Zukunftstfähige zu schaffen (inkl. Fähigkeit, die Empörung über unpopuläre Entscheidungen auszuhalten)
Vier Reflexionsfragen mit nachhaltiger Wirkung
Wenn ich meine Kinder abends in Bett bringe, gehört es zu unserem Einschlafritual, dass ich Ihnen folgende vier Fragen stelle:
- Was war Dein Schönstes heute?
- Für was bist Du dankbar?
- Was hast Du heute Neues gelernt?
- Wem hast Du heute geholfen?
Diese Fragen und die Antworten darauf schärfen unseren Blick auf das, was uns Menschen auszeichnet und unser Leben bereichert. Diese Teile unserer emotionalen Intelligenz erfordern ein Bewusstsein, erlebte Erfahrungen, ein tiefes Verständnis von Gefühlen und Bedürfnissen von uns selbst und anderen. Diese Facetten unserer humanen Intelligenz haben kein Verfallsdatum. Sie bleiben wertvoll und komplementär zu dem, was wir in unseren Paartanz aus Mensch und Maschine einbringen können.