Wie qualifiziert man eigentlich für eine Zukunft, die sich dynamisch und schwer vorstellbar entwickelt auf Basis von Technologien, die gerade erst entstehen? Und gibt es überhaupt Fähigkeiten – zentrale Future Skills – , die trotz dieser Zukunftsambiguität verlässlich wertvoll sind und bleiben? Gibt es branchen- und funktionsübergreifende Fähigkeiten, die für uns alle von Bedeutung sind, unabhängig davon, ob wir Ärzte, Lehrer, Journalisten, Personaler, Controller, Entwickler, Handwerker oder Pflegekräfte sind?

Diesen Fragen ist die aktuelle Ausgabe dieses Newsletters gewidmet.

Skill Security anstelle von Job Security

Die Arbeitswelt der Zukunft erfordert es, ein neues Verständnis von „Sicherheit“ zu entwickeln und dieses zu akzeptieren. Arbeitsplatzsicherheit im Sinne eines beständigen Arbeitsverhältnisses bei einem Arbeitgeber mit konstantem, sich linear entwickelnden Anforderungsprofil wird es immer weniger geben. Sicherheit wird stattdessen dadurch entstehen, dass Menschen die richtigen Fähigkeiten zum richtigen Zeitpunkt besitzen, so dass sie neue Anforderungen und neue Herausforderungen meistern können. Letztendlich geht es darum, Sicherheit in der Veränderung zu gewinnen, da es Sicherheit vor Veränderung in der Arbeitswelt der Zukunft nicht geben wird. Noch nie war es wichtiger, sich durch gezieltes Upskilling(zusätzliche Fähigkeiten erwerben) oder Reskilling (neue Fähigkeiten erwerben) fortlaufend weiterzuentwickeln und sich als Unternehmer:innen am eigenen Kompetenzportfolio zu verstehen, die den Marktwert der persönlichen Skills im Blick haben und strategisch weiterentwickeln.

Und für die Generation Z werden Mosaikkarrieren zu verbreiteten Karrieremodellen werden, also Berufsverläufe, die sich aus unterschiedlichen beruflichen Rollen zusammensetzen und keinen linearen Verlauf mehr haben. Um damit klar zu kommen, ist die Bereitschaft verbunden, sich in regelmäßigen Abständen beruflich neu zu erfinden und in immer kürzer werdenden Abständen neue Fähigkeiten zu erwerben.

Zukunftsstabile Metakompetenzen

Um sich gezielt auf diese stark veränderliche Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten, sind Metakompetenzen erforderlich, die selbst dann einen verlässlichen Stand bieten, wenn das Morgen sich gerade erst entwickelt und ganz anders aussehen wird als das Heute. Der Erwerb dieser Metakompetenzen ist dabei keine „bold bet“ – also keine mutige Wette – auf die Zukunft mit ungewissem Ausgang, sondern wird sich sicher auszahlen. Sie befähigen einerseits dazu, mit Technologie wirkungsvoll in komplementären Mensch-Maschine-Teams zusammenzuarbeiten und andererseits, sich seinen humanen „Wettbewerbsvorteil“ im Vergleich zu einer immer leistungsfähiger werdenden Technologie zu erhalten. Sie befähigen auch dazu, Wandel zu meistern und produktiver zu werden und gleichzeitig in Balance zu bleiben.

Staying sane in an insane world“ – also nicht verrückt zu werden in einer verrückten Welt – ist schon jetzt eine Herausforderung für uns alle, die noch weiter wachsen wird.

Was sind also die wichtigsten 21 Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert und in welche Bereiche teilen sie sich auf? Hier mein persönlicher Vorschlag, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Managing Yourself

  1. Fähigkeit, zu lernen und Überholtes zu verlernen; das ist die „übergreifende Superkompetenz des 21. Jahrhunderts

  2. Fähigkeit, innerlich stabil zu bleiben

  3. Fähigkeit, wertebasiert und ethisch zu agieren

  4. Fähigkeit, sich selbst zu transformieren

  5. Fähigkeit, Empathie für sich selbst zu empfinden

  6. Fähigkeit, intellektuelle Neugier und intellektuelle Demut zu pflegen

  7. Resilienz

  8. Grit„: Durchhaltevermögen mit gesundem Biss

Managing Cooperation with other humans

  1. Fähigkeit, Empathie für andere zu empfinden

  2. Fähigkeit, mit diversen Menschen zu kooperieren

  3. Kommunikationsstärke

  4. Fähigkeit, tiefe zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen

  5. Fähigkeit, um Unterstützung zu fragen

Managing Technology

  1. Fähigkeit, Technologien sicher und verantwortungsvoll anwenden zu können

  2. Fähigkeit, komplementär mit Technologien zusammenzuarbeiten

  3. Fähigkeit zur Nutzung „komplementärer Intelligenz“ aus humaner und künstlicher Intelligenz

  4. Fähigkeit zum gesunden Umgang mit Technologien

Managing Business

  1. Fähigkeit, Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen

  2. Fähigkeit zum Umgang mit Multirationalität

  3. Fähigkeit, strategisch zu denken

  4. Fähigkeit, kreativ zu denken

 

Das dankbare „zukünftige Ich“

In regelmäßigen Abständen mache ich mit mir selbst die folgende gedankliche Übung, indem ich mir die folgende Frage stelle: „Für was wäre mein zukünftiges Ich im Jahr 2030 dankbar, dass ich heute damit begonnen habe?“

Ergebnis dieser gedanklichen Übung ist tägliches 15minütiges körperliches Stretching und 45minütiges geistiges Stretching. Letzteres insbesondere durch die Auseinandersetzung mit Inhalten aus dem Bereich künstliche Intelligenz und Psychologie – also die Zusammenführung aus künstlicher und humaner Intelligenz.